Montag, 9. April 2012

SKODA. Try me? TELL ME!








TELL. Der Denkmal-Held oxidiert. Hat seit der Gründerzeit Grünspan angesetzt. Ist ein Grüner geworden. Patina wäre angemessener, vornehmer. Grün war doch bloss Tarnfarbe!

Vielleicht hat der Prinz das Dornröschen geküsst oder die Prinzessin den Frosch.

Jedenfalls ist Tell von seinem Sockel gestiegen. Wollte er doch schon seit hundert Jahren! Ist plötzlich wach. Im Hirtenhemd, die Kaputze über sein stierlockiges Haupt gezockt, hat er sich - noch etwas taumelig, aber gar nicht alt - in den ergodynamisch gestylten Fahrersitz des SKODA gefläzt.

Hockt hinterm Steuer, beisst bärtig grinsend in den Greenapple und schaut geradeaus. Seine treffsichere Rechte hat er lässig auf den Knüppel gelegt, testet gerade im Leerlauf den Motor und schaltet den Gang ruckzuck auf DRIVE.

Die bronzene Armbrust hat er einfach an den Sockel gelehnt. Der Skoda stand schliesslich da, adrett geparkt, und blinkte ihm zu: LOVE YOU! TRY ME! TELL ME! Er erinnert sich, so stöhnten in Luzern die Metzen seinen Namen.  BELLA  ITALIA!  Nichts wie los!



WALTER. Hat er den heimkehrenden Gems- und Landvogtjäger nicht stürmisch begrüsst? Hatte der seine starke Linke nicht zärtlichstolz auf die Schulter des Sohnes gelegt, welcher bewundernd zu ihm aufblickte? Weit über hundert Jahre lang! Und jetzt?

Walterli hockt , jäh vaterlos geworden, finster sinnend auf dem Sockelrand. Barfuss.  Ein kleiner Denker? Er stützt das Kinn nicht mit gesenktem Blick pathetisch  auf die Hand, schaut vielmehr nach vorn gebeugt in die Ferne. Dort, zwischen Jagdmatt und Amsteg am Gotthard, wird der väterlich besetzte Skoda bald wie ein Blitz auf der Urner N2 verschwinden - ohne ihn!

Der Sohn sinniert, ob er nicht vom Sockel springen, die Armbrust packen und seinem Vatervogt einen Pfeil in den hintern Reifen fetzen soll. Seine urschweizerischen Gene treiben eine terroristische Wallung in ihm hoch. Wollten sie doch schon hundert Jahre lang.

Die Hand in seinem Nacken wog schwer. Wie löst der Sohn je seinen Vaterkonflikt, wenn er den Grimm über seine von einem väterlichen Jauchzer begleitete Verstossung in sich hineinstaut? Der Sohn bleibt nicht hocken. Ist nicht zum Melancholiker geboren. Hoffentlich!



Der „Liebling der Nation“? Der Slogan verfängt nicht. Die WERBUNG hat nicht treffsicher ins Schwarze getroffen. Der Sohn hat keinen Gratis-Bonus wie der Held mit dem Schweizer Qualitätssymbol „MADE IN SWITZERLAND“. Er kriegt den Skoda auch nicht locker für CHF 219.- pro Monat. Weil er ihn nicht will.

Das Hydra-Pfeilgift des Urhelden aller Mythologie ist ja vielleicht auch in sein Hirtenblut eingedrungen. Irgendwann. Aber es plagt ihn nicht. Soll doch seine Moira den väterlichen Helden auf der Passhöhe samt seinen 105 PS unter dem Hintern entrücken. Dann ist er ihn ohne Reifenschuss los. Wollte er das nicht schon seit hundert Jahren?


                                                                          
                                                                    Angedacht nach dem liberalen Grundsatz:
                                                                           „Ich will nicht! Nicht mal geleast.“