Freitag, 28. Dezember 2012

SMART




  

                                                                                      SMART - Konnotationen









































Montag, 2. Juli 2012

APOKALYPSE NOW im Wohnzimmer









TV-Programmwerbung und die Schule des Verdrängens



Die Erde stürzt als wabernder Feuerball durch den Raum. Am Bildschirm in unserem Wohnzimmer. Gott sei Dank!

Im Heimkino-Programm läuft Mittwochs  APOKALYPSE  NOW .  Nicht Francis Ford Coppolas berühmtes Vietnamkriegs-Drama aus einer Zeit, als das Wort Heimkino noch nicht verstaubt war und im echten Kino gute Kriegsfilme liefen. Sondern - na was denn sonst? Die Reality-Vision einer kosmischen Apokapypse?

Wird unser blauer Planet zum Irrstern, zum Amok laufenden Hells-Angel?

Wir wissen ja schon (nicht nur aus dem letzten Buch der Bibel), dass uns etwas Verrücktes heimsuchen kann. Die endgültige Heimsuchung kann uns treffen, wir wissen und ahnen es. Unvorhersehbar oder weil wir uns nicht dagegen vorsahen. Jederzeit und überall. Natürlich glauben wir nicht, dass sie gerade uns trifft.



MEHR WISSEN. Das Magazin. Umstritten, ultimativ. JETZT! Die Animation. Auf Wunsch mit vierfacher Full-HD-Auflösung, LED-Hinterleuchtung oder 3D-Technik in der neuen Dimension von Plastizität und Schärfe. Scharf wie Sharp. N-tv bringt’s! Let’s go Sky!


Ein Spiel zum Thema: In der Audio-Video-Welt haben wir unumschränkte Programm-Freiheit. Wir wollen mehr wissen. QUIZ HAT QUOTE! Das Quiz stellt uns ein Thema zur Wahl. Beispiel (wir machen uns gefasst):

Welches Szenario der Apokalypse ist das nächste? Welches das schnellste? Welches das totsicherste?


Mit  MULTIPLE  CHOICE  macht die kollektive Kniffelei Spass. Toll, wir machen mit. Wir testen uns, schärfen unser Profil!

Antwort 1:  Die nächste astronomische Bombe ist unterwegs.

Antwort 2: Die Sonne hat einen Begleitstern, Lichtjahre entfernt. Der hebelt die Erde mit seiner Schwerkraft aus.

Antwort 3:  Wir begehen den ökologischen Selbstmord.

Antwort 4:  Wir vernichten uns militärisch.


GAME.  Wir schalten das Denken ein. Wir lernen, indem wir denken:

Der vagierende Trumm trifft den blauen Planeten am tödlichsten. Wir ersticken im Staub und erfrieren. Die Schwerkraft der Parallelsonne wirft uns aus der Bahn, knackt die Kruste. Es wird heiss und geht schnell. Die unumkehrbare Zerstörung des heimischen Biotops infolge Raubbau und chemischer Vergiftung dauert länger, hat aber schon begonnen. Den finalen Atomkrieg überleben nur die Dümmsten im Bunker.


Die Supertreffer blinken. Der Joker winkt. Das Publikum applaudiert. Wir leben nicht hinter dem Mond, wo die Kälber schwarz sind. Wir lernen, denn Wissen macht Spass und bringt Quoten. Wir profilieren uns. Klug ist, wer Fragen zu stellen weiss.



Doch wie lautet schon die Frage?

Wozu nur mehr wissen, wenn wir unser Wissen verkehrt umsetzen. Wenn die Erde schon brennt, weil wir mehr als genug wissen, jedoch läppisch wenig tun oder unterlassen, was das voraussehbare Schicksal noch verhindert. Neuerdings wieder in Rio. Trotz dem allerletzten Bericht des Club of Rome. Oder privat, daheim. Das mit dem Virtuality-Empfänger ausgestattete Wohnzimmer ist ein idealer Schutzraum gegen die Konsequenzen. Denn niemand verpflichtet uns, sie auch zu ziehen. Wir sehen alles. Plastisch, hochauflöslich. Spannend! Aber es tut nicht weh.

FIREBALL, der Film! Der Reality-Held aus der Retorte des Senders schlägt die Konkurrenz aus dem Feld. Wenn wir einschalten, dann stehen wir auf der rechten Seite. Darauf kommt es an. Das pralle Programm wird es schon richten. Der Bildschirm ist unser Rettungsschirm gegen einen verlorenen Abend. Wenn uns die Sendung im Glauben bestärkt, unsere Ängste hätten einen Grund. Oder wir hätten Grund genug uns zu beklagen, dass es uns schlecht geht und die Dinge auch ohne uns schief laufen. Dann ja, dann hat das Programm unsere durch knallige Werbung gesteigerte Erwartung erfüllt. Es hat uns in unseren Zweifeln bestätigt, unsere krisenerschütterte Seele für den täglichen Stress durch Spannung belohnt und unsere Neugier gestillt.

An welchen Psychosen leidet die Gesellschaft, wenn bald auch seriöse Medienunternehmen auf paranoid verzerrende Projektionen zurückgreifen müssen, um sich auf dem übersättigten Markt den Fokus zu verschaffen? Film wie Buch. Die Nachfrage schwindet. Auch das Buch scheint sich den Absatz bald nur noch sichern zu können, wenn seine Aufmachung schrill, wenn seine Verpackung so sexy ist wie sein Inhalt.

Zum Glück gibt es das Programm. Könnten wir ohne in unseren Wohnzimmern noch leben? Und zum Glück gibt es die Werbung. Auf welcher Schiene bliebe das Programm ohne Werbung? Gott schütze uns vor solcher Heimsuchung.


 

Montag, 9. April 2012

SKODA. Try me? TELL ME!








TELL. Der Denkmal-Held oxidiert. Hat seit der Gründerzeit Grünspan angesetzt. Ist ein Grüner geworden. Patina wäre angemessener, vornehmer. Grün war doch bloss Tarnfarbe!

Vielleicht hat der Prinz das Dornröschen geküsst oder die Prinzessin den Frosch.

Jedenfalls ist Tell von seinem Sockel gestiegen. Wollte er doch schon seit hundert Jahren! Ist plötzlich wach. Im Hirtenhemd, die Kaputze über sein stierlockiges Haupt gezockt, hat er sich - noch etwas taumelig, aber gar nicht alt - in den ergodynamisch gestylten Fahrersitz des SKODA gefläzt.

Hockt hinterm Steuer, beisst bärtig grinsend in den Greenapple und schaut geradeaus. Seine treffsichere Rechte hat er lässig auf den Knüppel gelegt, testet gerade im Leerlauf den Motor und schaltet den Gang ruckzuck auf DRIVE.

Die bronzene Armbrust hat er einfach an den Sockel gelehnt. Der Skoda stand schliesslich da, adrett geparkt, und blinkte ihm zu: LOVE YOU! TRY ME! TELL ME! Er erinnert sich, so stöhnten in Luzern die Metzen seinen Namen.  BELLA  ITALIA!  Nichts wie los!



WALTER. Hat er den heimkehrenden Gems- und Landvogtjäger nicht stürmisch begrüsst? Hatte der seine starke Linke nicht zärtlichstolz auf die Schulter des Sohnes gelegt, welcher bewundernd zu ihm aufblickte? Weit über hundert Jahre lang! Und jetzt?

Walterli hockt , jäh vaterlos geworden, finster sinnend auf dem Sockelrand. Barfuss.  Ein kleiner Denker? Er stützt das Kinn nicht mit gesenktem Blick pathetisch  auf die Hand, schaut vielmehr nach vorn gebeugt in die Ferne. Dort, zwischen Jagdmatt und Amsteg am Gotthard, wird der väterlich besetzte Skoda bald wie ein Blitz auf der Urner N2 verschwinden - ohne ihn!

Der Sohn sinniert, ob er nicht vom Sockel springen, die Armbrust packen und seinem Vatervogt einen Pfeil in den hintern Reifen fetzen soll. Seine urschweizerischen Gene treiben eine terroristische Wallung in ihm hoch. Wollten sie doch schon hundert Jahre lang.

Die Hand in seinem Nacken wog schwer. Wie löst der Sohn je seinen Vaterkonflikt, wenn er den Grimm über seine von einem väterlichen Jauchzer begleitete Verstossung in sich hineinstaut? Der Sohn bleibt nicht hocken. Ist nicht zum Melancholiker geboren. Hoffentlich!



Der „Liebling der Nation“? Der Slogan verfängt nicht. Die WERBUNG hat nicht treffsicher ins Schwarze getroffen. Der Sohn hat keinen Gratis-Bonus wie der Held mit dem Schweizer Qualitätssymbol „MADE IN SWITZERLAND“. Er kriegt den Skoda auch nicht locker für CHF 219.- pro Monat. Weil er ihn nicht will.

Das Hydra-Pfeilgift des Urhelden aller Mythologie ist ja vielleicht auch in sein Hirtenblut eingedrungen. Irgendwann. Aber es plagt ihn nicht. Soll doch seine Moira den väterlichen Helden auf der Passhöhe samt seinen 105 PS unter dem Hintern entrücken. Dann ist er ihn ohne Reifenschuss los. Wollte er das nicht schon seit hundert Jahren?


                                                                          
                                                                    Angedacht nach dem liberalen Grundsatz:
                                                                           „Ich will nicht! Nicht mal geleast.“      

Montag, 19. März 2012

Tod's Lost Paradise: Dieu créa la femme







DIEU CRÉA LA FEMME


Den arkadischen Reiz der langen Weile wieder entdecken!

Die Anmut selbstvergessener Hingabe an den Körper. Die Verkörperung des Wohlgefühls an sich. Auf napalonlederner Liege.  

Das Sich-Hinstrecken und Warten-Können auf nichts.

Ist unter der politischen Zumutung der Entschlackungskur aufs Mark eine bestechendere Form der Askese denkbar als: die Sühne für den Sündenfall im Paradies selbst!

Was für ein sinniges Arrangement auf den Terrassenstufen des Hotels EDEN!  *****Wellness. Hängender Garten, neobarock. Meersicht.

Wedgwood-Porzellan mit Pflanzenornamenten. Sündhaft teure Fliesen und Amphoren.

Liegt nicht ein Buch auf dem Deckel der mächtigen Gartenvase? Und verspielt auf dem Buchdeckel die Sonnenbrille?

Zwischen den Liegen der zwei Sirenen: die verschlossene Büchse der Pandora.

Was für betörende Parfums wabern wohl in ihren handgefertigten Taschen?

DIEU s’offrit le plaisir de créer la femme. Und TOD'S macht sich auf den Sprung die Creation zu vollenden.

Wer sagte, man könne die Frauen nicht lieben ohne die Peitsche, war doch ein heimlicher Masochist.